Projektbesuch in Burkina Faso 2023
- Montag, 8.1.2024
Im Dezember 2023 war das Team der ÖJAB-Entwicklungszusammenarbeit bestehend aus Oliver Böck und Mike Dera in Burkina Faso, begleitet vom technischen Berater der ÖJAB-EZA Stephan Armbruster.
Zentrales Ziel der Projektreise war es wiederum, aktuelle Eindrücke vom Fortgang der ÖJAB-Projekte in Burkina Faso zu bekommen und gleichzeitig neue Initiativen auf den Weg zu bringen.
Bitte spenden Sie für die ÖJAB-Entwicklungszusammenarbeit und unterstützen Sie die nachhaltige und zukunftsweisende Projektarbeit der ÖJAB in Burkina Faso!
Den Ausbildungsabschluss fest im Visier
Bei unserem Projektbesuch in Burkina Faso hatten wir die Gelegenheit, uns mit den Auszubildenden der Installateur:innen-Ausbildung am Ausbildungszentrum Centre d‘Apprentissage et de Formation Continue (CAFOC) persönlich zu unterhalten und uns gleichzeitig ein Bild von ihren Zukunftsvorstellungen, Zielen und Visionen machen. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zeigten sich mit der Qualität der Ausbildung sowohl in Theorie und Praxis sehr zufrieden. Einige wollen nach der Ausbildung in einem kleinen Installationsbetrieb arbeiten, viele haben das Ziel, ein eigenes Unternehmen mit den erlangten Kompetenzen zu eröffnen. Manche gaben auch als Ziel an, nach dem Certificat de Qualification Professionnelle (CQP) im Juni 2024 noch das Brevet de Qualification Professionnelle (BQP) machen zu wollen, um ihr Know-how weiter zu vertiefen.
Auch jene Auszubildenden, die sich in der Praxisphase befinden, nahmen sich Zeit, um mit uns zu sprechen und ihre Eindrücke zu schildern. Viele sehen die Notwendigkeit, so viel Praxis wie möglich zu sammeln, da Berufsausbildung in Burkina Faso traditionell ziemlich theorielastig ist.
Manche Jugendlichen äußerten auch den Wunsch, direkt mit ÖJAB in Kontakt zu treten. Interkulturelle Kontakte sind für sie in Zeiten, in denen aufgrund der Sicherheitslage weniger Kontakte zu europäischen Ländern (z.B. verminderter Tourismus) bestehen, enorm wichtig. Gleichzeitig erhoffen wir uns dadurch, den Werdegang der Jugendlichen nach Ausbildungsabschluss noch genauer verfolgen zu können.
Freudiger Empfang des ÖJAB-Teams in Samba
Aufgrund einer Verbesserung der Sicherheitslage in der Region Nord war es dem ÖJAB-Team dieses Jahr möglich, die Gemeinde Samba direkt zu besuchen. Seit 2021 ist die ÖJAB im Rahmen des Projekts Gemeinsam – Sauber – Gesund dort im Zuge der Errichtung von nachhaltigen Kompostlatrinen und Handwaschanlagen sowie der Implementierung von Hygiene- und Gesundheitsschulungen aktiv.
Der direkte Besuch vor Ort brachte neben einem sehr herzlichen Empfang des ÖJAB-Teams den Vorteil intensiver Gespräche mit den am Projekt beteiligten Personen. Die 3-tägige Mission nach Samba wurde gemeinsam mit der burkinischen NGO GRAD-A durchgeführt, mit der die ÖJAB seit Anfang 2023 ein Kooperationsabkommen hat, das 2024 aufgrund der hervorragenden Zusammenarbeit ausgeweitet wird.
Einige Highlights unseres Besuchs in Samba: Die lokale Projektkooperative “Laafi Zaka” konstituierte sich formell als Gruppe mit gewählten Vertreter:innen und steuert das Projekt vor Ort. Die Projektgruppe wurde um drei Personen, Mme. Pascaline Kentega, M. Issiaka Ouedraogo sowie M. Amos Zoundi erweitert, die sich um die Verbesserung der Hygieneangelegenheiten kümmern. Seit den letzten Monitorings ist bereits eine deutliche Verbesserung der Hygienesituation in den begünstigten Konzessionen ersichtlich, was uns sehr positiv stimmt. Konzessionen sind die typische Behausungsform im ländlichen Burkina Faso, eben keine Einfamilienhäuser, sondern mehrere zu Höfen verbundene Baulichkeiten, in denen Großfamilien leben.
Die Identifikation der lokalen Bevölkerung mit dem Projekt ist enorm hoch, die persönliche Ebene und der direkte Kontakt zwischen ÖJAB, der burkinischen NGO GRAD-A und der Bevölkerung vor Ort sind sehr positiv, was enorm wichtig für den Projektfortgang ist.
Da das Projekt sehr erfolgreich verläuft, werden wir im Jahr 2024 in Phase 1 mit der Errichtung 6 weiterer Kompostlatrinen und Handwaschanlagen starten. Danach gibt es eine Zwischenevaluierung, in der auch die Entwicklung der Hygiene-Situation in den Konzessionen genauer unter die Lupe genommen wird. Je nach Ausgang der Evaluierung und finanziellen Möglichkeiten der ÖJAB sollen bis Jahresende 2024 nochmals 10 weitere Latrinen gebaut werden.
- Seit 2021 fördert die ÖJAB in der Gemeinde Samba die Errichtung von nachhaltigen Kompostlatrinen und Handwaschanlagen sowie die Implementierung von Hygiene- und Gesundheitsschulungen.
- Gemeinsam mit der NGO GRAD-A und den lokalen Hygiene- und Gesundheitsbeauftragten war das ÖJAB-Team vor Ort auf Lokalaugenschein in der Gemeinde Samba.
- Kompostlatrinen und Handwaschanlagen in der burkinischen Gemeinde Samba.
- Kompostlatrinen mit Rampe für Personen mit Gehschwierigkeiten und Handwaschanlagen in der burkinischen Gemeinde Samba.
Erfolgreiche gemeinsame Mission nach DouLougou
Gemeinsam mit GRAD-A verbrachte die ÖJAB-Equipe ebenfalls 3 Tage in der Gemeinde Doulougou, Region Centre-Sud. Ziel der Mission war es, gemeinsam die Stärken und Verbesserungspotenziale des Projekts aufzudecken und Perspektiven für das Jahr 2024 aufzuzeigen.
Ähnlich wie in Samba schlossen sich auch in Doulougou die vor Ort beteiligten Personen (Maurer:innen, Schweißer:innen, Transporteure, Händler:innen, Hygienebeauftragte) zur Gruppe “Yiligmde La Laafi” (so auch der Projekttitel auf Mooré, auf Deutsch Hygiene ist Gesundheit) zusammen. Die Gruppe versteht sich als lokales Projekt-Komitee, das wichtige Entscheidungen nach Diskussion und Abwägung von Argumenten gemeinsam trifft.
Weiters wurden kleine Verbesserungsarbeiten an den Latrinen (z.B. Abschwächung von Schwellen durch Bau einer Rampe, sodass auch Personen mit Gehschwierigkeiten die Latrinen leichter betreten und nutzen können) durchgeführt. Den Hygienebeauftragten wurde neben der bereits durchgeführten Basisschulung das Konzept eines Hygieneplans näher gebracht, den sie bei ihren Interventionen gemeinsam mit den Begünstigten in den Konzessionen erarbeiten werden. Bereits im Jänner 2024 wird GRAD-A die Schulungen im Bereich Hygiene & Gesundheit vor Ort fortsetzen.
Aufgrund der auch in Doulougou sehr zufriedenstellenden Projektfortschritte werden wir unser Engagement im Jahr 2024 mit der Errichtung weiterer Kompostlatrinen und Handwaschanlagen fortsetzen.
- Mikhailou Kiswend-sida Dera, Mitarbeiter der ÖJAB-EZA (links) im Gespräch mit M. Moussa Ilboudo, Chef-Maurer und Mitglied des Projekt-Komitees vor einer neuen Kompostlatrine und Handwaschanlage.
- Mitarbeiter der ÖJAB und GRAD-A im konstruktiven Austausch mit dem Projekt-Komitee vor Ort.
- Mitarbeiter der ÖJAB und GRAD-A im konstruktiven Austausch mit dem Projekt-Komitee vor Ort.
Wenn ein ÖJAB-Team vor Ort in Burkina Faso ist...
…, dann geht es nicht nur darum, eine Qualitätssicherung der bestehenden Projekte vorzunehmen, sondern auch neue Projektideen und -ansätze mit lokalen Partnerorganisationen zu generieren.
Mit der École Moderne d’Elevage et de Santé Animale (EMESA) wurden vorbereitende Gespräche für einen neuen Projektansatz geführt. Konkret geht es darum, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Kenntnisse im Bereich moderner Viehzucht zu vermitteln, sodass diese künftig ein eigenes, gesichertes Einkommen generieren können.
Darüber hinaus besuchten wir eine Kooperative von Imkern in Boudtinga (in der Peripherie der Hauptstadt Ouagadougou), die bestrebt sind, sich mit modernen Methoden der Bienenzucht vertraut zu machen, um ebenfalls eine Einkommenssicherung zu generieren. Ein Großteil der Bevölkerung in Burkina Faso sind Subsistenzlandwirt:innen, sodass eine Stärkung dieser Zielgruppe äußerst wirksam sein kann.
Gleichzeitig haben wir Gespräche mit verschiedenen Verantwortlichen von Klein- und Kleinstunternehmen in Ouagadougou geführt, die parallel zu ihrer Geschäftstätigkeit auch eine Berufsausbildung anbieten (u.a. in den Bereichen Elektrotechnik, Kfz-Mechatronik, Kosmetik). Dieses Modell hat den großen Vorteil, dass es die Elemente der u.a. in Österreich verbreiteten dualen Berufsausbildung (Theorie und Praxis) auf eine Weise vereint, die für ein Land wie Burkina Faso organisch und sinnvoll ist. Auf die sonst oftmals in der Ausbildung vernachlässigte Praxiskomponente wird durch die Implementierung in das laufende Tagesgeschäft besonders hoher Wert gelegt. Eine Unterstützung solcher Ansätze könnte noch mehr Jugendlichen in Burkina Faso eine qualitativ hochwertige Berufsausbildung ermöglichen, die am lokalen Arbeitsmarkt unmittelbar verwertbar ist.